Der Seume-Literaturpreis 2013 geht an Constanze John!
Der Internationale Johann-Gottfried-Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma und die Sparkasse Muldental haben wieder – wie alle zwei Jahre – den Seume-Literaturpreis ausgeschrieben. Die Jury – zusammengesetzt aus Lutz Simmler (Leipzig / Grimma), Robert Eberhardt (Berlin / Breitungen) und Thorsten Bolte (Göschenhaus) – hat einstimmig für die Leipziger Autorin Constanze John und ihren wunderbaren Reisetext „Gelber Staub. Eine Reise nach Armenien“ gestimmt. Dabei wurde erstmals in der Geschichte des Seume-Preises ein noch unveröffentlichtes Manuskript ausgezeichnet!
Ein Text ganz im Sinne Johann Gottfried Seumes: reisend und beobachtend – kritisch und politisch – poetisch und mitfühlend! Frau Johns Text ist eine Reise in ein Land, dass in unserem Bewusstsein kaum eine Rolle spielt. Die Geschichte bzw. Land und Leute Armeniens werden am Schicksal eines konkreten Komponisten, dem die Erzählerin begegnet, geschildert. Dabei werden in die Handlung verschiedene Themen eingearbeitet, so etwa der „Genozid“ der Türken an den Armeniern während des 1. Weltkriegs, der bis heute tiefe Wunden ins armenische Bewusstsein gerissen hat; kombiniert wird dieses Thema aber mit dem Motiv der biblischen Sintflut, die – auf die armenische Geschichte übertragen – eine tiefe Hoffnung ausspricht: Am Ende der Sintflut steht der Regenbogen und damit ein (möglicher) neuer Bund der Feinde von einst. Natürlich werden auch die Gesellschaftsordnungen und –umbrüche der jüngeren Vergangenheit Armeniens thematisiert, die dem Leben des „Hauptakteurs“ – des in Armenien berühmten Komponisten Wahram Babajan (bzw. auch Vahram Babayan) – schwer zusetzen.
Ein hochpoetischer Text mit einer überragenden Sprache, die nie aufgesetzt ist und nie den Leser vergisst. Traurigkeit, aber auch herzliche Gastfreundschaft und trotziger Stolz der Armenier prägen diesen Reisebericht und zeigt damit die leise Hoffnung auf eine bessere Zukunft des uns unbekannten Armeniens. Dem Leser bleiben eindrucksvolle sprachliche Bilder, die einen nicht so schnell in den normalen Alltag entlassen.
Zur Biografie der Preisträgerin:
Constanze John, Jahrgang 1959, studierte in ihrer Geburtsstadt Leipzig Germanistik, Geschichte und Pädagogik, später besuchte sie ein Fernstudium am dortigen Literaturinstitut. Es folgten verschiedene Anstellungen, u. a. als Lehrerin. Seit 1997 ist Frau John freiberufliche Schriftstellerin und widmet sich in ihrer Arbeit besonders Kindern und Jugendlichen. Sie ist Gründungsvorsitzende des Friedrich-Bödecker-Kreises im Freistaat Sachsen e. V., der sich aktiv um das Lesen als gesellschaftlich bedeutsame Befähigung kümmert.
Zuletzt ist von der Autorin erschienen „Drache, Bieresel und Nix. Grimma. Ein Landschaftsführer für Kinder“ (Leipzig: Engelsdorfer Verlag 2013).