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Der 13. Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis geht 2025 an

Jan Röhnert für sein Buch „Wildnisarbeit. Schreiben, Tun und Nature Writing“ (2025 Arco Verlag, Wuppertal)

Die Jurorinnen des Seume-Literaturpreises Bettina Baltschev, Autorin und Geschäftsführerin des Sächsischen Literaturrates und Petra Cagalj Sejdi, Germanistin und Kulturvermittlerin aus Leipzig sowie der Juror Lutz Simmler (1. Vorsitzender der Seume-Gesellschaft „ARETHUSA“) haben sich für das Werk von Jan Röhnert entschieden, weil sie zahlreiche Bezüge zwischen dem gesellschaftskritischen Ansatz Johann Gottfried Seumes und dem essayistischen Werk von Jan Röhnert erkannt haben.

Ausgezeichnet wird mit „Wildnisarbeit“ ein literarisches Sachbuch, dessen Titel sehr treffend die Vorgehensweise des Autors beschreibt. Das sowohl inhaltlich als formal beeindruckende Buch nimmt uns, seine Leserinnen und Leser, auf eine Reise der Erkenntnis und Aufklärung mit. Mit ihm tauchen wir tief in Lebensschichten ein, die uns umgeben und tragen. Kultur, Landschaft und Natur werden auf besondere Weise betrachtet, beschrieben und gewürdigt. Der Autor geht, denkt nach, reflektiert, ordnet ein und folgt seiner Berufung, Erkenntnisse aus der Bewegung und dem Unterwegssein zu gewinnen. Er bleibt dabei in der mitteldeutschen Region, aus der er auch kommt und bewegt sich sprichwörtlich vor der eigenen Haustür. Dazu gehören für ihn unter anderem die Leipziger Brachen, über die er notiert: „Brachen sind eine Tatsache, eine Wirklichkeit, der ich schreibend noch einmal Namen und Form gebe.“ Dazu gehört aber auch der Archipel Höhbeck, eine Landschaft zwischen vier Bundesländern, ein Niemandsland in Elbnähe. Hier erfahren wir in „Wildnisarbeit“ von seinen Begegnungen mit den Menschen dort und deren Engagement für Landschaft und Natur. Dabei formuliert Jan Röhnert eine ihn prägende Erkenntnis: „Vielleicht sind Landschaftsschreiber wie Landschaftspfleger aber auch merkwürdige <Vorreiter>, die neuartige Spezies einer Zukunft, die sich der ihr übertragenen Erde voll Staunen und Ehrfurcht annimmt -…“ Und schließlich führt uns Jan Röhnert zu den ostthüringischen Steinbruchwiesen, lässt uns an deren Geschichten und Geschichte teilhaben, „…im Sichaneignen, Kultivieren, Bewirtschaften eines Stücks Erde ist … das Wilde zu entdecken, welches sich jeder Ordnung und Regel entzieht…“ Jan Röhnert beschreibt klug, poetisch und kenntnisreich das Besondere im Gewöhnlichen. Mit „Wildnisarbeit“ beweist er, dass sich das Genre Nature Writing längst nicht im Beschreiben erschöpft. Indem er Mensch und Natur permanent in Verhältnis setzt, sowohl kulturhistorische als auch literarische Brücken baut, lädt Jan Röhnert uns ein, unseren Blick für all das zu öffnen, was nur scheinbar unscheinbar ist.