Der Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis 2021 geht an
Bettina Baltschev und ihr Buch „Am Rande der Glückseligkeit. Über den Strand“, im Frühjahr 2021 erschienen im Berenberg Verlag, Berlin.
Die Juroren des Seume-Literaturpreises Frau Dr. Veronika Jicínská (Institut für Germanistik der Jan-Evangelista-Purkyne-Universität Ústí nad Labem), Frau Constanze John (Seume-Literaturpreisträgerin 2013, Leipzig) und Herr Lutz Simmler (Vorsitzender der Seume Gesellschaft „ARETHUSA“ Grimma) haben sich einstimmig für das Werk von Frau Bettina Baltschev entschieden.
Die Jury des Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreises hat Bezüge zwischen Johann Gottfried Seume und ihrem Werk gesehen. Ausgezeichnet wird mit „Am Rande der Glückseligkeit“ ein Buch, in dem sich die Autorin an den tatsächlichen wie metaphorischen Grenzlinien unserer Erde bewegt: Der Strand signalisiert nicht allein den Übergang zwischen Land und Wasser, sondern wird, wenn er wie hier von Bettina Baltschev genauer betrachtet wird, zum Brennglas auf politische Ereignisse und historische Prozesse. Vor dem Leser werden soziale und kulturelle Themen ausgebreitet, über die (unsere) Strandkultur wird reflektierend nachgedacht, denn ein Leben ohne unsere Inbesitznahme von Stränden ist nicht mehr vorstellbar. Dieser Blick auf die Strände ist aus Sicht der Jury überraschend und neu und gewinnt erstaunlich an Dimension, als die Autorin, ganz im Sinne Seumes, in ihren Betrachtungen, Ländergrenzen überschreitet: Packend wird an die Landung der Alliierten 1944 in der Normandie erinnert, wird mit dem Strand von Ostende den zumeist jüdischen Exilautoren Referenz erwiesen, umreißen die Betrachtungen am Strand von Hiddensee deutsch-deutsche Geschichte, geht es wiederum am Strand von Lesbos um das Thema aktueller Flüchtlingsbewegungen und mit Benidorm um Fragen des Massentourismus. Mit ihrer Benennung der aktuellen Menschheitsthemen fragen wir uns: Sind wir am Strand am „Rande der Glückseligkeit“? Wohin werden sich diese Grenzen noch verschieben und was bedeutet das für unsere Kultur? Der Autorin ist in dem Zusammenhang zu danken, sie hat sehr gut recherchiert, was sie uns berichtet hat damit aufklärerische Elemente, ganz ohne Unterton, mit vielen überraschenden Details und damit ganz im Sinne Seumes.
Bettina Baltschev erzählt all das in literarisch kunstvoller Sprache, erzählt interessant und zugleich, gerade was die literarischen Streifzüge betrifft, maßvoll und verbindet mit weitem Blick Erlebtes wie Erfundenes.
Die 1973 in Berlin geborene und in Erfurt aufgewachsene Schriftstellerin ist Geschäftsführerin des Sächsischen Literaturrats, freiberufliche Autorin und Redakteurin beim MDR.
Frau Baltschev lebt und arbeitet pendelnd zwischen Leipzig und ihrer zweiten Heimat Amsterdam. Sie hat Kulturwissenschaften, Journalistik und Philosophie in Leipzig und Groningen studiert.
Frau Baltschev hat verschiedene eigenständige Publikationen veröffentlicht. Dazu gehören Kurzgeschichten und Geschichten über das Reisen, Kinderstadtführer sowie Essays.
Das von der Stiftung der Sparkasse Muldental bereitgestellte Preisgeld in Höhe von 3.000 EUR wird in einer öffentlichen Festveranstaltung in der Aula Haus Seume des Gymnasiums St. Augustin Grimma am 04. Dezember 2021 um 17.00 Uhr an Frau Bettina Baltschev verliehen. Wir laden alle Freunde der Literatur herzlich zu dieser Veranstaltung ein.