Wie Seume ins Theater gehen!
Ein Bericht vom Theatergang am 22.06.2019 von Grimma nach Leipzig
„Ich gehe ins Theater“, diesen Satz haben jung und alt, 12 an der Zahl, am Samstag wörtlich genommen. Sie hatten für den Theaterbesuch keinen Gedanken an Parkplätze verschwendet, dafür mussten sie für genügend Kondition, Motivation und energiereiche Snacks sorgen. Das geschah natürlich auf den Spuren von Johann Gottfried Seume, von Hohnstädt nach Leipzig. Alles bei super Wetter.
Die Frage: Geht das denn heute überhaupt noch? Kann also mit ja beantwortet werden. Es sind nicht alle auch im Theater angelangt, mache wollten auch nur eine Teilstrecke gehen, das hat der Stimmung unterwegs keinen Abbruch getan. Fünf der Wanderer haben nach 33 km Fußweg den „Der Prinz von Homburg“ auf sich wirken lassen.
Am Startpunkt im Garten des Museums Göschenhaus gab es noch einige Ratschläge Seumes mit auf den Weg. 1799 schreibt er an Gleim: „Eben hatte ich meinen Überrock angezogen und meinen Knotenstock ergriffen um nach Leipzig zu gehen; … . Ich befinde mich am besten, wenn ich nicht an Politik denke;… .“ Im selben Jahr schreibt er an Göschen von seinen besonderen Fähigkeiten: „Das Volk versteht hab ich mir jetzt zu Kopf gesetzt, nicht wie man geht und gehen muß, um alle Falten von Kopf zu Fuß in Gang zu halten. Man sollte mich zum Muster stellen, und würde sich in allen Fällen, bey allen Winden nicht übel finden.“
Solcherart gestärkt geht es los, noch einen letzten Blick auf „ Göschens herrliche Siedeley“, dann lassen wir uns die warmen Winde der Sahara und den Staub der Wege um die Nase wehen. Wir rasten am „Naturfreundehaus“ in Grethen, dann etwas umfänglicher nach 13,5 km in Naunhof. Es ist offensichtlich, unser Zeitplan geht nicht ganz auf, aus der großen wird eine kleine Rast. Um 14 Uhr starten wir am Bahnhof in Naunhof. Nach weiteren 12 km in Baalsdorf angekommen, gehen die Diskussionen hin und her. Wir brauchen eine größere Pause, schaffen wir es noch pünktlich ins Theater oder nehmen wir Bus oder Straßenbahn für die letzten Kilometer!?
Die große Rast findet in Mölkau im Stadtgut statt. Neben energiereichen Getränken gibt es noch den letzten Zuspruch Seumes, quasi als Motivation, gelesen aus einem Brief an Gleim: „Dann will mir fast, wenn so die Grillen den Schedel trillen, … : ich aber trenne mit Einem Stoß mich plötzlich los, steh auf und renne, als ob der Schopf mir an dem Kopf gewaltig brenne, durch Stock und Stein, berg auf berg ein, als käme Faust, der Hexenmeister,…, dass alles braust, daher gesaust.“ Es wirkt, 18.58 Uhr stehen wir vor dem Theater. Der Schweiß und Staub des Weges kann noch abgewaschen werden, er kann beginnen, der Prinz von Homburg, das große Theater.
Das Drama „Der Prinz von Homburg“ von Heinrich von Kleist steht dem anstrengenden Theatergang in nichts nach. Wege in der Landschaft und Lebenswege, um die geht es in dem Stück, sind nicht immer auf den ersten Blick zu deuten. Die Interpretation des Stückes ist eine Herausforderung für uns, wir sind uns einig, beim nächsten Mal schauen wir etwas anderes. Ja, und das nächste Mal soll es auf jeden Fall geben, darüber waren sich alle Beteiligten einig. Getreu des Grundsatzes von J.G. Seume: „Ich halte den Gang für das Ehrenvollste und Selbständigste in dem Manne und bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge.“
Die Deutsche Bahn brachte uns dann alle gut nach Hause, eine große Herausforderung erfolgreich beendet. Danke an alle die sich mit auf den Weg gemacht haben, an alle Helfer also dann auf ein Neues in 2020.
Ich werde wieder mit den Worten starten: Wir gehen ins Theater. Nur Mut!
Lutz Simmler Grimma, 23. Juni 2019 Vorsitzender Arethusa e.V.